400 Gäste folgten Einladung zum 15. Wirtschaftsempfang der Stadt Göttingen

Wie kann der gesellschaftliche Zusammenhalt angesichts des politischen Klimas in Deutschland aufrechterhalten werden? Wie kann sich dieses Klima möglicherweise auf die Arbeitswelt und den Wirtschaftsstandort Göttingen auswirken? Diese und ähnliche Fragen standen im Mittelpunkt des Wirtschaftsempfangs 2024 am Dienstag, 17. September 2024, von Stadt und GWG Gesellschaft für Wirtschaftsförderung und Stadtentwicklung Göttingen mbH. Rund 400 Gäste aus Wirtschaft, Wissenschaft und Verwaltung waren der Einladung in die Stadthalle Göttingen gefolgt.

Göttingens Oberbürgermeisterin Petra Broistedt brachte es in ihrer Begrüßung direkt auf den Punkt: „Deutschland ist ein Einwanderungsland. Rund ein Drittel der Menschen hat Wurzeln, die außerhalb dieses Landes liegen. Ohne sie und die Arbeits- und Fachkräfte aus dem Ausland kämen sehr viele Unternehmen in eine echte Schieflage.“

GWG-Geschäftsführer Jens Düwel ergänzte: „Deshalb ist entschiedenes Handeln gefragt. Göttingen und Deutschland stehen für eine weltoffene Gesellschaft, für Vielfalt als Chance und Bereicherung sowie gegen Ausgrenzung, Rassismus, Antisemitismus und Diskriminierung.“
Das Thema des Abends wurde gewählt, weil Rechtsextremismus auch vor der Wirtschaft und der Arbeitswelt nicht Halt macht. Parteien aus dem rechtsextremen Spektrum, erst einmal in Regierungsverantwortung, haben Einfluss auf die Art und Weise wie die Menschen leben und arbeiten. „Sie beeinflussen gesellschaftliche Strukturen und damit auch jene, in denen Unternehmen bestehen“, sagte Düwel. Er betonte: „Ein weiterer Rechtsruck wäre fatal für den Wirtschaftsstandort Deutschland: Schon jetzt erleben wir doch in nahezu allen Wirtschaftsbereichen einen erheblichen Fachkräftemangel. Dieser wird sich durch das sukzessive Ausscheiden der Babyboomer noch vergrößern.“
 
Niedersachsens Wirtschaftsstaatssekretär Frank Doods spannte in seinem Grußwort den thematischen Bogen von der kommunalen Ebene bis zu internationalen Beziehungen und unterstrich, wie wichtig es ist, dass sich Unternehmen vom Handwerksbetrieb bis zum Global Player ihrer demokratischen Verantwortung bewusst seien und sich dafür einsetzen. Vivien Klatt vom Verein „Gesicht zeigen! Für ein weltoffenes Deutschland“ stellte dem Publikum die Ergebnisse der repräsentativen Studie „Unternehmen in Verantwortung. Umfrageergebnisse zu Rechtsextremismus am Arbeitsplatz – Herausforderungen und Handlungsempfehlung“ vor. Die Studie konnte zum ersten Mal darstellen, dass rechtsextreme Einstellungen auch im Arbeits- und Wirtschaftskontext eine Rolle spielen. Demnach haben rund ein Drittel aller Befragten schon einmal rechtsextreme Einstellungen am Arbeitsplatz wahrgenommen. Die Studie kommt zum Ergebnis, dass sich solche Einstellungen auf das Betriebsklima, auf die Zufriedenheit am Arbeitsplatz sowie auf das Kündigungsverhalten auswirken. Zugleich macht sie sichtbar, dass gut 20 Prozent der Beschäftigten keinerlei Auswirkungen rechtsextremer Einstellungen auf den Arbeitsplatz erwarten. Unter Führungskräften liegt dieser Anteil sogar bei knapp einem Drittel.
 
In einem gemeinsamen Bühnentalk sind Petra Broistedt und Jens Düwel mit Professor Wolfgang Brück, Sprecher des Vorstands der Universitätsmedizin Göttingen (UMG) und Vorstand Forschung und Lehre, der Frage nach der Verantwortung von Unternehmen in diesem Kontext nachgegangen. Die UMG setze sich aktiv für Anti-Diskriminierung ein, so Professor Brück, etwa mit Workshops, Beratungsstellen und Maßnahmen für mehr Diversität. Zur Gewinnung ausländischer Pflegekräfte gebe es beispielsweise einen Pre-Onboarding-Prozess, der bereits im Heimatland ansetze und den Wechsel nach Deutschland so früh wie möglich begleiten und dadurch für alle Beteiligten vereinfachen solle. Die Oberbürgermeisterin ergänzte, dass Göttingen eine internationale, weltoffene Stadt sei, die sich durch ein starkes zivilgesellschaftliches Engagement auszeichne. Es gebe viele Strukturen, die sich dafür einsetzen, dass Göttingen auch so bleibe. Brück unterstreicht abschließend: „Göttingen hat viele Voraussetzungen, um langfristig ein internationaler Wissenschaftsstandort zu bleiben und ein Life Science Standort zu werden. Das geht nur, wenn wir offen sind und diejenigen, die das vorantreiben, in unsere Zivilgesellschaft integrieren.“
 
Broistedt zieht das Fazit des Abends: „Diese klare Haltung gegen rassistisches, nationalistisches, sexistisches Gedankengut und Demokratiefeindlichkeit gehört zu unseren Standortvorteilen.“
Der Abend wurde durch einen Ausstellungsbereich unter dem Motto „Weltoffenes Göttingen“ ergänzt. An Info-Ständen hatten die Gäste Gelegenheit, sich über themenbezogene Angebote der Agentur für Arbeit, der Ausländerbehörde der Stadt Göttingen, der Beschäftigungsförderung Göttingen, der Bildungsgenossenschaft Südniedersachsen eG, der Charta der Vielfalt e.V., des Gesicht Zeigen! Für ein weltoffenes Deutschland e.V., des Goethe-Instituts Göttingen, der Handwerkskammer Hildesheim-Südniedersachsen, der IHK Hannover, des IQ-Netzwerks Niedersachsen (RKW Nord GmbH), der Landesinitiative Niedersachsen packt an sowie der SüdniedersachsenStiftung zu informieren und mit Vertreter*innen der Institutionen ins Gespräch zu kommen.
 
Hier einige Impressionen der Veranstaltung

Veranstaltung:

Veranstaltungstermin:

Veranstaltungsadresse:

Ihr persönlicher Kontakt

Jens Düwel - Geschäftsührer

Jens Düwel

Geschäftsführer
Tel. 0551 547 43-0 E-Mail öffnen
vCard speichern

Ekaterina Ershova

Stadt Göttingen - Referentin für Wissenschaft und Wirtschaft
Tel. 0551 4002300 E-Mail öffnen
vCard speichern

Florian Geldmacher

Leiter Unternehmenskommunikation
Tel. 0551 547 43-281 E-Mail öffnen
vCard speichern

Andreas Redeker

Leiter Wirtschaftsförderung
Tel. 0551 547 43-218 E-Mail öffnen
vCard speichern

Tags:

Keine